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Zeit und Raum, Raum und Zeit
Wissen Sie, dass Sie bei Verabredungen wie selbstverständlich Einsteins Relativitätstheorie anwenden? Und haben Sie sich jemals gefragt, was Zeit eigentlich ist?
Zeit gibt es erst seit dem Urknall – vorher hat sie nicht existiert. Seit Einsteins Relativitätstheorie gilt sie als einer von vier gleichberechtigten Teilen unseres physikalischen Modells zur Beschreibung des Universums: die räumlichen Dimensionen und die Zeit, die die Relativitätstheorie zur „Raumzeit“ verknüpft. Im Alltag mögen sich die beiden Größen wie zwei unterschiedliche Kategorien anfühlen, aber Einstein erklärt ihre Verbindung mit einem einfachen Beispiel: Wenn zwei Leute sich treffen wollen, hilft es wenig, nur einen Treffpunkt oder eine Zeit auszumachen. Man braucht beides, um wirklich zur selben Zeit am selben Ort zu sein.
Die Zeit ist aber auch sonst eine geistig hart zu knackende Nuss. Sie tickt kontinuierlich und unerbittlich seit dem sprichwörtlichen Beginn aller Zeiten. Allerdings läuft sie immer nur in eine Richtung, nämlich vorwärts, nie zurück. Und das tut sie dann noch nicht einmal überall gleichmäßig – je schneller sich etwas bewegt, desto langsamer läuft dort die Zeit. Der Effekt ist zwar minimal, aber messbar.
Raum und Zeit - einfach erklärt
Video: Unser Universum
(Texte zum Mitlesen darunter)
Unsere aktive Sonne – nicht in der Midlife-Crisis
Die Sonne, unser eigener Stern, ist heute in ihrer ruhigsten Lebensphase, knapp in der Mitte ihres ca. 11 Milliarden Jahre dauernden Sternenlebens. Am Anfang, vor knapp 4,6 Milliarden Jahren, sandte sie bedeutend mehr lebensfeindliche Ultraviolettstrahlung aus als heute. Gegen Ende ihres Lebens, in etwa 6 Milliarden Jahren, wird sie als aufgeblähter Riesenstern die inneren Planeten verschlingen. Als kleiner, durchschnittlicher Stern hat die Sonne dem Leben auf der Erde eine gute, relativ lange Chance gegeben.
Erde über dem Mondhorizont
Erst seit wenigen Jahrzehnten können wir unsere Erde in all ihrer Schönheit, aber auch Einsamkeit aus der Ferne betrachten. 134 Kilometer über der Mondoberfläche kreisend, hält die Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter einen „Erduntergang“ fest.
Bestimmt durch die Entwicklung unserer Sonne, gibt es irdisches Leben seit mindestens 3,5 Milliarden Jahren. Eine weitere Milliarde Jahre wird vergehen, bis die ansteigende Leuchtkraft der Sonne diesem ein feuriges Ende bereiten wird.
Sternentstehung im Adlernebel
Sterne werden nicht einzeln, sondern zu Tausenden aus Gas- und Staubwolken geboren. Bei dem jungen, nur 10 Millionen Jahre alten Sternhaufen NGC 3293 sind sogar noch letzte Reste der ursprünglichen Gas- und Staubwolke vorhanden. Obwohl die „Sternengeschwister“ gleichzeitig geboren wurden, unterscheiden sie sich sehr stark in ihrer Masse. Schwere, kurzlebige Sterne teilen sich den Geburtsort mit kleinen, langlebigen Sternen wie unserer Sonne.
Der junge Sternhaufen NGC 3293
Sterne werden nicht einzeln, sondern zu Tausenden aus Gas- und Staubwolken geboren. Bei dem jungen, nur 10 Millionen Jahre alten Sternhaufen NGC 3293 sind sogar noch letzte Reste der ursprünglichen Gas- und Staubwolke vorhanden. Obwohl die „Sternengeschwister“ gleichzeitig geboren wurden, unterscheiden sie sich sehr stark in ihrer Masse. Schwere, kurzlebige Sterne teilen sich den Geburtsort mit kleinen, langlebigen Sternen wie unserer Sonne.
Der alte Sternhaufen M7
Sternhaufen lösen sich langsam auf, während sie um das Zentrum der Milchstraße kreisen. Der ca. 200 Millionen Jahre alte Sternhaufen M7 hat schon fast einen Milchstraßenumlauf hinter sich. Nach kosmischen Maßstäben wird er nicht mehr lang existieren, sondern die Sterne bald einzeln auf ihren Lebensweg entlassen.
Auch unsere Sonne war vor 4,6 Milliarden Jahren Teil eines Sternhaufens. Derzeit sucht die Weltraummission Gaia nach Sternen mit exakt gleichem Alter und chemischer Zusammensetzung wie unsere Sonne. Vielleicht schaffen wir eine „Familienzusammenführung“ der Sonnengeschwister?
Sternenbrutstätte Carinanebel
Ca. 7.500 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete unserer Milchstraße. Manche Sterne sind noch tief in ihren anfänglichen Staubhüllen verborgen. Andere, besonders massereiche, haben ihre Umgebung bereits freigeblasen und leuchten aus jungen Sternhaufen hervor.
Planetarischer Nebel Messier 57
Nichts währt ewig, auch Sterne nicht. Geht der Fusionsbrennstoff Wasserstoff im Sterninneren zu Ende, kann die Bildung von schwereren Atomkernen das Sternenleben noch etwas verlängern. Letztlich wird der Stern aber instabil, bläht sich riesenhaft auf, beginnt zu pulsieren und gibt einen Großteil seiner Masse an die Umgebung ab. Aus dieser angereicherten Materie kann dann die nächste Generation von Sternensystemen entstehen. Ende und Neuanfang sind so im kosmischen Materiekreislauf eng verbunden.
Ein wunderschöner Planetarischer Nebel wie hier Messier 57 leuchtet nur für kurze Zeit auf und vergeht innerhalb weniger 10.000 Jahre. Übrig bleibt ein langsam auskühlender Weißer Zwerg.
Krebsnebel: Supernova-Explosionswolke Messier 1
Die spektakulärste Form des Sternentodes ist die Explosion als Supernova. Im Jahr 1054 leuchtete eine Supernova für mehrere Wochen so hell wie alle Sterne unserer Milchstraße zusammen. Die prächtige Explosionswolke Messier 1 zeugt noch heute von diesem gewaltigen Ereignis. Nur manche Doppelsternsysteme und Sterne, die viel schwerer sind als unsere Sonne, enden als Supernova. Von ihnen bleibt letztlich nur ein ultradichter Neutronenstern oder gar ein Schwarzes Loch übrig.
Spiralgalaxie Messier 83, ein Zwilling unserer Milchstraße
Galaxien sind die mittelgroßen Bausteine unseres Universums. Sie bestehen oft aus vielen Hundert Milliarden von Sternen und weisen eine Vielzahl an Erscheinungsformen auf. Die Milchstraße ist wie Messier 83 eine Balkenspiralgalaxie. Teleskopaufnahmen zeigen nur leuchtende Materie wie Sterne, Gas- und Staubnebel. Ein großer Teil der Galaxienmasse bleibt darauf unsichtbar – die sogenannte „Dunkle Materie“.
Wenn zwei Galaxien aufeinandertreffen
Nicht alle Galaxien existieren in Isolation – manche kommen sich recht nahe. Die beiden Galaxien NGC 4038 und 4039 durchdringen sich gerade. Die Abstände zwischen den Sternen sind so groß, dass diese nicht zusammenstoßen, doch in den verdichteten Gas- und Staubwolken wird intensive Sternentstehung ausgelöst. Langfristig werden die beiden Spiralgalaxien verschmelzen und eine riesige elliptische Galaxie bilden.
Galaxienhaufen MACSJ0717 als optische Linse
Die größten Bausteine des Universums sind Galaxienhaufen – Ansammlungen von Hunderten oder gar Tausenden von Galaxien, umgeben von riesigen Mengen Dunkler Materie.
Große Massen können Licht ablenken. Massereiche Galaxienhaufen wie MACSJ0717 können Lichtstrahlen von Objekten, die hinter ihnen liegen, bündeln und wirken für uns somit wie eine optische Linse. Diese sogenannten Gravitationslinsen lassen uns noch auf Galaxien blicken, deren Licht bereits 12 Milliarden Jahre lang zu uns unterwegs ist. Die länglichen Bögen und Striche im Teleskopbild sind die stark vergrößerten und verzerrten Bilder solcher Galaxien. Uns wird damit die einmalige Gelegenheit geboten, besonders tief ins Universum zu blicken und seine Frühzeit zu erforschen.
Tiefer Blick zurück in die Vergangenheit
Je weiter wir mit unseren Teleskopen vordringen, desto frühere Phasen des Universums können wir studieren. Einer der tiefsten Blicke hinaus ins Weltall und damit zurück in der Zeit ist das Hubble Ultra Deep Field – eine fast 12 Tage lange Belichtung einer winzigen Himmelsregion, aufgenommen vom Hubble-Weltraumteleskop. Die kleinen roten Pünktchen sind einige der am weitesten entfernten Galaxien, die je beobachtet wurden. Sie sind bereits 800 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden und ihr Licht ist seit etwa 13 Milliarden Jahren zu uns unterwegs. Vor ihrer Entstehung herrschte Hunderte Millionen Jahre lang Finsternis.
Gaia-Mission
Infos dazu, was der Gaia-Katalog ist, gibt es in diesem Artikel der ESA (EN).
Weitere Infos zu dem Bild und der Bewegung der sichtbaren Sterne gibt es auf der ESA-Website.
Video-Tour des Gaia-Katalogs
Very Large Telescope
Das Hauptziel bei der Entwicklung von Teleskopen ist die Steigerung der Licht-Sammelleistung. So werden sowohl schwach leuchtende Himmelsobjekte sichtbar gemacht als auch besonders scharfe Bilder möglich. Das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in der Atacamawüste in Chile ist mit seinen vier Spiegeln mit je 8,2 Metern Durchmesser zurzeit das beeindruckendste Beispiel dafür. Ab voraussichtlich 2027 wird das Extremely Large Telescope mit einem Spiegel von 39 Metern Durchmesser noch tiefer in den Kosmos vordringen.
Weltraumteleskop Hubble
Außerhalb der störenden Erdatmosphäre umrundet in etwa 560 Kilometern Höhe das Hubble-Teleskop unseren Planeten. Sein Spiegel mit 2,5 Metern Durchmesser ermöglicht seit über drei Jahrzehnten die tiefsten und schärfsten Blicke ins Universum. Obwohl Hubble nur eines von vielen Weltraumteleskopen ist, sind viele seiner Bilder zu Ikonen der Astronomie geworden. Noch in diesem Jahr übernimmt eine neue Generation von Weltraumteleskopen: das James Webb Space Telescope.
Das Planck-Weltraumteleskop
Seit 2009 vermisst das Planck-Weltraumteleskop so genau wie kein Instrument zuvor die kosmische Hintergrundstrahlung. Um die extrem schwachen Signale aus der Frühzeit des Universums erfassbar zu machen, müssen alle anderen Strahlungsquellen im Vordergrund – wie Sterne, Gas- und Staubnebel und Galaxien, vor allem aber unsere eigene Milchstraße – von den Messungen abgezogen werden. Aus diesen bereinigten Daten lassen sich das Alter und Veränderungen in der Expansionsgeschwindigkeit des Universums sowie die Dichten der sichtbaren und Dunklen Materie und der Dunklen Energie ableiten.
Das neue Super-Teleskop: James Webb
Eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt blickt seit 2022 ein neues Super-Teleskop in die Tiefen des Universums und schickt spektakuläre Bilder von Nebeln, Galaxien, Galaxienhaufen und mehr zurück zur Erde. Das James Webb Space Telescope ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der kanadischen Weltraumorganisation CSA. Es wird einen noch tieferen Einblick in unsere Ursprünge geben als sein Vorgänger Hubble: von der Entstehung der Sterne und Planeten bis hin zur Geburt der ersten Galaxien im frühen Universum.
James Webb vs. Hubble
Warum wurde dieses Jahr ein neues, noch größeres Teleskop in den Weltraum geschossen? Was kann das James Webb was Hubble nicht kann?
Die NASA hat einen ausführlichen Artikel geschrieben, in dem das neue James Webb Teleskop mit dem Hubble Teleskop verglichen und beschrieben werden.
Wir kennen nur fünf Prozent des Universums
Blicke ins Universum
Werfen Sie einen Blick zurück in der Zeit mit unserer Bildergalerie von Galaxien, Nebeln und Sternenhaufen...