Hauptgebäude
Universitätsgeschichte: Die Gründung der Universität Hamburg
Lange bevor es in Hamburg eine Universität gab, wurde in der Hansestadt wissenschaftlich geforscht und gelehrt. Es gab zahlreiche wissenschaftliche und akademische Einrichtungen, wie das 1613 entstandene Akademische Gymnasium, den Botanischen Garten, der 1821 eingerichtet wurde oder das 1879 gegründete Herbarium Hamburgense, das mit 1,8 Millionen Objekten zu den 20 größten wissenschaftlichen Pflanzensammlungen weltweit gehört.
Werner von Melle und die Universitätsgründung
Die Gründung einer Universität scheiterte aber lange Zeit am Widerstand der Kaufleute. Sie sahen Hamburg als Handelsmetropole und scheuten sowohl die Kosten einer Universität als auch die soziale Konkurrenz eines Gelehrtenstandes.
Werner von Melle, der ab 1915 Erster Bürgermeister von Hamburg war, gilt als Gründungsvater der Universität. Viele Jahre leistete er Überzeugungsarbeit und bereitete die Grundlagen für die Universität vor: Er reformierte 1895 das Allgemeine Vorlesungswesen, initiierte die Gründung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung 1907 und die Schaffung eines Kolonialinstituts 1908.
1913 brachte er den ersten Gesetzesentwurf zur Gründung einer Universität ein – und scheiterte. Zu dem Zeitpunkt, im Wintersemester 1913/14, wurden im Hauptgebäude bereits 300 Kurse von 207 Dozenten abgehalten.
Wer das Hauptgebäude betritt, kommt in die sogenannte Wandelhalle. Besonders auffällig ist dort die Bronze-Büste von Werner von Melle. Zu Lebzeiten Melles, der 1937 starb, wurde die Büste nicht aufgestellt, sondern erst nach 1945 und auch nicht dort, wo sie heute steht, sondern auf dem Treppenabsatz am Ende der Wandelhalle.
Gründung der Hamburgischen Universität
Im März 1919 war es dann soweit: Die Hamburger Bürgerschaft wurde erstmals demokratisch gewählt und die Sozialdemokraten verfügten über eine absolute Mehrheit. Bei ihrer dritten Sitzung wurde dann am 28. März 1919, „nachmittags 2 ½ Uhr“, die Gründung der Hamburgischen Universität beschlossen.
Als Hauptgebäude wurde der Kuppelbau am Dammtor genutzt, der vom Kaufmann und Bürgerschaftsabgeordneten Edmund Siemers gestiftet und 1911 übergeben wurde. Es wurde schnell zum Wahrzeichen der Universität und ist heute denkmalgeschützt. Das Bauwerk mit der Rauputzfassade erinnert aufgrund seiner geringen Bauhöhe und der neobarocken Gestaltung an einen Pavillon. Die Architekten, Hermann Distel und August Grubiz haben unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt: Die Fassade mit ihrer Mischung aus Neoklassizismus und Barock erinnert mit ihrem Vierflügel-Grundriss entfernt an Schlossbauten. Bautechnisch ist das Hauptgebäude eine moderne Eisenbetonkonstruktion.
Leitmotiv der Universität
Der Eingang der Hauptfassade ist mit einer Kolonnade mit 12 Säulenpaaren gestaltet. Über seinem Portal steht das Motto, das bis heute Leitmotiv der Universität ist: „Der Forschung | Der Lehre | Der Bildung“.
Der Gebäudekomplex besteht heute aus einem Hauptgebäude sowie einem West- und Ostflügel. Sieben Hörsäle im Hauptgebäude sind nach Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern benannt, die in der NS-Zeit aus der Universität vertrieben worden waren.