Audimax
„UNTER DEN TALAREN – MUFF VON 1000 JAHREN“: EINE FOLGENREICHE PROTESTAKTION
Zwei Jurastudenten, Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer, gelang am 9. November 1967 eine bundesweit aufsehenerregende Protestaktion: Bei der Rektoratsübergabe entfalteten sie im Audimax, das mit 1700 Gästen voll besetzt war, vor den einziehenden Professoren ein Banner mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“.
Hamburg war eigentlich kein Zentrum der Studentenbewegung wie West-Berlin oder Frankfurt am Main, aber diese Aktion gegen die autoritären Strukturen der Universität wurde bald legendär und der treffsichere Spruch auf dem Transparent zum bekanntesten Slogan der damaligen Protestbewegung.
Für die beiden Studenten hatte die Protestaktion keine Konsequenzen, dafür änderte sich bald die Universität grundlegend: 1969 wurde die Universität Hamburg zur ersten Reformuniversität. Das war das Ende der Ordinarienuniversität. Das Rektorat wurde abgeschafft, stattdessen gab es einen von allen Mitgliedergruppen gewählten Präsidenten.
Der Muff-Protest war nicht die einzige Aktion, in der sich die Studentenbewegung an der Universität gezeigt hat. 1968 kam es zu Denkmalstürzen: In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1968 stürzten Studierende zwei Denkmäler, die Kolonialoffizieren gewidmet waren: Hermann von Wissmann und Hans Dominik. Das Wissmann-Denkmal stand seit 1922 an der Ostseite des Hauptgebäudes, das Dominik-Denkmal seit 1935 an der Westseite.
Das neue Selbstverständnis als Reformuniversität führte auch zu einem neuen Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Die Universität Hamburg begann, ihre NS-Vergangenheit aufzuarbeiten. Seit 1971 erinnert deshalb im Foyer des Audimax eine Bronzetafel an die studentischen Mitglieder der Hamburger „Weißen Rose“, die ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime mit dem Leben bezahlten.
Das Audimax als Zentrum der Hamburger Musikkultur
In den 1970er- und 80er-Jahren fanden zahlreiche legendäre Konzerte und Kulturveranstaltungen im Audimax statt. Neben Otto Waalkes waren auch Bands wie Pink Floyd und AC/DC im Audimax zu Gast.
Baugeschichte Audimax
Das Audimax steht aber nicht nur politisch, sondern auch architektonisch für eine Aufbruchstimmung. Seine Konstruktion mit einem dreieckigen Grundriss, einer spektakulären Glasfassade und Kuppelschale des Daches stellte Ende der 1950er-Jahre einen ganz neuen Baustil dar, der die Aufbruchsstimmung im Nachkriegsdeutschland verkörpern sollte.
Es wurde eine Spannbetonkonstruktion nach den Plänen des Architekten Prof. Bernhard Hermkes gebaut und 1959 fertiggestellt. Die Betonschale des Daches in Form eines Kugelausschnitts ist nur 13 Zentimeter stark und hat eine Spannweite bis zu 58 Meter. Heute steht das Audimax unter Denkmalschutz. Es wurde in den Jahren 2002/2003 und 2007 modernisiert und 2008/2009 wurde die Dachkonstruktion renoviert.