Temporary History Lab
Wissenstransfer mit Beat!
Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern begibt sich die Universität Hamburg auf Spurensuche, um eine neue und vielfältigere Hamburger Musikkulturgeschichte schreiben zu können. Dazu eröffnete am 16. September ein Temporary History Lab im Universitätsmuseum. Das Lab verbindet Forschung in Echtzeit mit aktualitätsbezogener Lehre und lässt Hamburgerinnen und Hamburger zu „Wissen-Schaffenden“ werden.
Die Universität Hamburg als Teil der Musikgeschichte(n)
Von den frühen Skiffle- und Jazzclubs der Nachkriegszeit über die „Hamburger gute Laune“ bis zum Beginn der „Hamburger Schule“: Die Hamburger Musikgeschichte ist vielfältig und teilweise weltbekannt. Zu der noch jungen Geschichte der Hamburger Beats der 1970er- und 1980er-Jahre recherchieren derzeit Studierende unter der Leitung von Prof. Dr. Thorsten Logge vom Arbeitsfeld Public History der Universität Hamburg.
Aber jede Geschichtsschreibung basiert auf Quellen – und genau die fehlen für viele Dimensionen der Hamburger Musikkulturgeschichte.
„Insbesondere für die Erforschung des musikalischen Alltags zwischen Übungsraum, Musikalienhändler, Plattenladen und Auftrittsort, zwischen Musik machen und Musik erleben, vermuten wir wichtige Spuren und potenzielle Quellen auf Dachböden, in Fotoalben oder irgendwo in den hinteren Ecken von Schränken und Schubladen der Hamburgerinnen und Hamburger. Hier warten sie nur darauf, endlich hervorgeholt und erforscht zu werden“, sagt Prof. Dr. Thorsten Logge.
Solche Spuren der Hamburger Musikkultur will Logge gemeinsam mit Dr. Antje Nagel, Leiterin des Universitätsmuseums, über eine Crowdsourcing-Aktion ans Licht holen und dadurch Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit bieten, persönliche Erinnerungsstücke in die Universität zu bringen, wo sie ggf. direkt mithilfe einer Scanstation digitalisiert werden.
Im Temporary History Lab – einer zeitlich begrenzten, wissenschaftlichen Werkstatt zur Sammlung von Geschichtsquellen aus der Bevölkerung – werden die mitgebrachten Quellen und Objekte direkt einer stetig wachsenden Sammlung zugeführt, deren erste Themen und Inhalte im Rahmen des Seminars zur Hamburger Musikgeschichte entstanden sind.
Das Projekt ist eine Kooperation mit der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky und dem Museum für Hamburgische Geschichte.
Das Audimax schreibt Musikgeschichte
In den 1970er bis 1990er Jahren wurden im größten Hörsaal der Universität mit seinen rund 1700 Plätzen nicht nur Vorlesungen gehalten, das Podium wurde auch von international bekannten Bands gerockt. AC/CD, Meat Loaf, Tom Waits und viele mehr lockten Musikbegeisterte von nah und fern auf den Von-Melle-Campus und ins Audimax. Beim Konzert von Pink Floyd im März 1970 entstand dieser nicht genehmigte Mitschnitt, ein sogenanntes Bootleg. Die nicht autorisierte Aufnahme wird bis heute gepresst, zuletzt 2014 am Record Store Day in Italien.